Die Klimaanlage Wald steht immer öfter auf Störung

Ex-Fichtenbestände sind Hitze-Inseln

Die vergangenen Jahre haben dem Wald immer mehr zugesetzt. Eigentlich fungiert er vor allem für das Mikroklima als perfekte Klimaanlage und sorgt durch Verdunstung für einen Abkühlungseffekt. Ganz anders sieht es in den Ex-Fichtenbeständen aus. Dort kann die Sonne ungehindert einstrahlen und so entstehen neue Hitze-Inseln mitten im Wald. Und das hat Folgen.

Früher Kühlschränke - heute Heizflächen

Besonders extrem ist die Situation in Südhängen, wo der Einfluss der Sonnenstrahlung maximal ist. Selbst wenn es mal regnet, trocknen die Böden an sonnigen Tagen wieder sehr schnell aus und heizen sich in der Folge um so schneller auf.

Sommer 2022: Extrem trocken und sonnig

Der große Einfluss der Sonnenstrahlung ist bei den Problemen also ganz klar. In diesem Jahr ist es für die betroffenen Regionen dadurch besonders hart.  Am Ende wird der Sommer 2022 zu den sonnigsten und trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gehören. Und dazu kommen die vielen Tage mit Hitze, die sich ebenfalls negativ auf eine Wiederaufforstung auswirken.

Umso weniger Regen, umso weniger Feuchte, umso weniger Verdunstung, umso weniger Möglichkeit für Abkühlung. Durch mehr Sonne und höhere Temperaturen generell wird diese Entwicklung zusätzlich verstärkt. Extrem trifft das die gerodeten Flächen, aber auch der vorhandene Baumbestand leidet unter diesen Bedingungen. Und nicht nur an sich, sondern er wird zusätzlich noch wärmerer Luft ausgesetzt, die von den neuen Hitze-Inseln in unmittelbarere Nachbarschaft im Wald heranweht.

Klimawandel: Immer mehr Hitzetage

Stichwort höhere Temperaturen:  Durch den Klimawandel werden heiße Tage mit 30 Grad und mehr häufiger.

Im Vergleich zu den 60er Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage im Sommer in Köln fast verdreifacht. Im Bergland (Beispiel Westerwald) waren früher Tage mit über 30 Grad die absolute Ausnahme, heute kommt es immer öfter vor. Man kann sich vorstellen, wie die Statistik für die gerodeten Flächen aussehen würde. Früher gab es mitten im Wald kaum Hitzetage, heute bekommt man sie immer häufiger. Besonders drastisch dürfte die Veränderung auf und in der Nähe von gerodeten Südhängen sein.

Zukunft Wald: Gesunde Artenvielfalt oder Wirtschaftsraum?

Es liegt generell auf der Hand, dass ein gesunder Mischwald klar im Vorteil ist. Die dagegen als Plantagen angepflanzten Fichten-Monokulturen haben in den vergangenen Jahren die größten Probleme bekommen. Viele Baumbestände sind schon komplett verschwrunden. Aus waldwirtschaftlicher Sicht hat man natürlich ein großes Interesse, erneut auf schnell wachsenden Sorten zu setzen, die auch bald Ertrag bringen. Nicht selten wird hier die Douglasie als Fichtenersatz genannt. 

Gesunder Kompromiss gefragt

Klar ist: Beides gleichzeitig geht nicht - man darf gespannt sein, wo und wie Kompromisse zwischen diesen beiden Extremen gefunden werden in der Zukunft.


Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 25.08.2022 um 21:27 von: (Aktueller Stand vom 26.08.2022 um 10:17)
Markus Müller
https://www.wettermueller.de