Clickbaiting: Langfristprognosen und Corona-Zahlen

Immer häufiger gehört auch bei diversen Wetterseiten das sogenannte Clickbaiting zum Alltagsgeschäft. Dabei werden Nachrichten und Prognosen kurz angerissen und oft mit reißerischen und unseriösen Bildern und Headlines garniert, die nur ein Ziel verfolgen: Möglichst viele User zum Klicken zu bewegen, egal ob die Meldung Relevanz hat oder nicht.

Eine besonders beliebte Masche sind Langfristprognosen. Hier erfährt man Monate vorher, wie der Winter wird oder ob es Weiße Weihnachten gibt. Andere versuchen es mit Wettertrends für die nächsten 42 Tage. Auch nicht schlecht - wenn doch allseits bekannt ist, dass es schon nach 5 bis 7 Tagen meist unsicher wird. Wieder andere machen aus einer kühleren und völlig normalen Witterungsphase eine Kaltluftpeitsche aus Russland.

Und leider können auch immer mehr Nachrichtenseiten der Versuchung nicht widerstehen und verbreiten den Unsinn zusätzlich. Und da reden wir schon lange nicht mehr nur von den Gazetten mit den großen Buchstaben. In diesem Umfeld wird es dann doppelt problematisch: Warum sollte man bei Politik- und Wirtschaftsmeldungen  davon ausgehen, dass sie sauber recherchiert sind - wenn auf auf der anderen Seite der Pressekodex nicht mehr existent zu sein scheint.

Wenn auch das nicht mehr hilft, springt man auf den Pandemie-Zug auf: Corona-News einstreuen, die neuesten Todeszahlen vermelden oder gar statt Wetterkarten Coronakarten veröffentlichen.

Wer so handelt, braucht sich am Ende nicht wundern, wenn wichtige Wetter- und Unwetterwarnungen nicht mehr ihre Wirkung erzielen, nicht mehr ernst genommen werden. Warum sollte man eine Meldung zum Klimawandel noch glauben, wenn zuvor regelmäßig Unsinn geschrieben wurde? Die dramatischsten Headlines und grellsten Farben für völlig normale Wetterlagen nutzen sich ab.

Am Ende hat es der User nur selbst in der Hand, solchen "Wetterdienstleistern" den Rücken zu kehren, entsprechende Seiten zu entliken und stattdessen Meteorologen und Dienstleister zu unterstützen, die mit Leidenschaft, Kompetenz und Seriösität zu Werke gehen. Die gibt es nämlich auch noch!


Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 08.11.2020 um 18:51 von: (Aktueller Stand vom 09.11.2020 um 08:28)
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